Vor 80 Jahren in Mackenzell
Inferno in den letzten Kriegstagen
Beim Blick aus dem Scheunengiebel Ostern 1945 hatte ein Landwirt das Unheil kommen sehen. Aus den Waldgebieten der Praforst und an der Sargenzeller Höhe formierten sich von 80 Jahren amerikanische Truppen. In Sargenzell waren vier Gehöfte in Brand geschossen worden, weil einige versprengte Soldaten und auch Einheimische vergeblich versucht hatten, die Truppen mit Karabinern und Panzerfäusten aufzuhalten.
Eigentlich hatte Hünfeld zur „Festung“ ausgebaut werden sollen, wie es im damaligen Jargon hieß, der beherzten Vorsprache des damaligen Dechanten und Stadtpfarrers, Karl Medler war es mit zu verdanken, dass dieses Vorhaben aufgegeben wurde, da sonst Hünfeld unter verheerenden Beschuss geraten wäre.
In Mackenzell scheiterten die Versuche, die verbliebenen Truppenreste zu einem Zurückweichen zu bewegen. Stattdessen wurde der Bauer aus dem Oberdorf mit der Aussage festgesetzt, weil „wir wegen eurer Bretterbuden nicht Großdeutschland verlieren wollen“, um ihm nach dem Angriff der NS-Justiz zu übergeben. Im Unterdorf wurden die Soldaten durch einen Unteroffizier mit dem Befehl an den Westhang der Nüst beordert, um die heranrückenden Panzerverbände mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten zu stoppen, während die Unteroffiziere, die den Befehl ausgegeben hatten, das Weite suchten.
Doch die Amerikaner rückten nicht, wie von den Befehlshabern vermutet, über das Feld auf dem Bergrücken zwischen Mackenzell und Nüst vor, sondern durch das Nüsttal an. Als Sie in Höhe des heutigen Steinmetzbetriebes unter Beschuss gerieten, eröffneten sie das Feuer mit schlimmen Folgen für Mackenzell. 18 Gehöfte, Häuser, Scheunen und Stallungen und die historische wertvolle Barockkirche wurden zerstört, drei Mackenzeller erlitten bei den Löscharbeiten tödliche Verletzungen, ein Landwirt erlag seiner Verwundung, nachdem er offenbar von einem Querschläger getroffen worden war, und eine Mutter von drei Töchtern und zwei Söhnen starb wenige Tage später, nachdem sie bei Löschversuchen schwer von einer Leiter gestürzt war. Auch viele der Soldaten verloren bei den Kampfhandlungen ihr Leben. Ein 17jähriger aus Nüst, der ebenfalls noch eingezogen worden war, hatte sich im Bachbett des Mühlgrabens der Herrenmühle verborgen und wäre fast an Unterkühlung gestorben. Ein 14jähriger Mackenzeller, der sich hinter den dicken Kellermauern der Mühle verborgen hatte, zog ihn im letzten Moment aus dem Wasser.
Am Abend dieses Ostersonntages kehrte Ruhe ein, zumindest wurde nicht mehr geschossen. Schwerer Brandgeruch von den zerstörten Gebäuden und dem verbrannten Vieh legte sich über das ganze Dorf. Die Bilanz war aber verheerend für das Dorf. Tod, Verwüstung, Zerstörung und die Angst vor den Besatzern, die nun alle Häuser durchkämmten, blieben ein Trauma, das viele Mackenzeller über Jahrzehnte begleitete.