Besser als der Mensch

Professor Wahlster zur KI

Dabei lenkte er den Blick weit zurück in die Anfänge der KI, die bereits seit 1957 weltweit die Forschung beschäftigt. Es ist daher keine neue Technik, dafür aber eine immer ausgefeiltere, die es schon heute ermöglicht, dass Roboter Hand in Hand mit Menschen an Airbus-Flugzeugen Montagearbeiten übernehmen oder bei der Ernte von Beeren und Trauben zum Einsatz kommen. Seinen Vortrag hat er überschrieben mit der Fragenstellung: “Ist KI heute schon besser als ihre Erfinder“. Dabei stellte er heraus, dass die KI heute bei der sensomotorischen Intelligenz aufgeholt haben, den Menschen aber noch nicht schlagen könne. Deshalb empfahl er gerade jungen Zuhörern, „lernt handwerkliche Berufe, das kann man auch in Zukunft gutes Geld verdienen und wird nicht abgelöst von KI“. Bei der Kognitiven Intelligenz allerdings ist die KI dank ausgefeilter Sensorik und schneller Datenverarbeiten dem Menschen schon heute in Teilen überlegen. Bei der emotionalen Intelligenz schlägt das Pendel eindeutig zugunsten des Menschen aus, und auch bei der sozialen Intelligenz ist der Mensch nach wie vor im Vorteil.

Auch die Wissenschaft wandelt sich dank der KI, so der Professor aus Saarbrücken, der einer von zwei deutschen Vertretern im königlich-norwegischen Nobelpreiskomitee ist. Durch sie könnten schier unendlich viele Daten genutzt werden, was nicht nur den Ingenieurswissenschaften, sondern am Ende sogar den Geisteswissenschaften zugutekomme. Gerade in der Medizin würden viele Fortschritte möglich. So identifiziere KI bei Karies in der Regel die doppelte Menge an Befall wie ein durchschnittlicher Zahnarzt. Dagegen lerne KI aus der Menge an Daten, mit denen Sie gefüttert werde auch Fehler, diese zu korrigieren, dazu brauche es den Menschen. Bei Google würden beispielsweise 80 Prozent der Rückschlüsse aus KI generierten Ergebnissen durch Filter weggeworfen. KI könne beispielsweise einen Fehler in einem mikroskopisch kleinen Chip finden, den Hausmüll zu sortieren, das könne sie dagegen noch nicht. KI sei klüger als die Dummheit der Menschen aber weit davon entfernt, Menschen überlegen zu sein. Ihr Treibstoff seien allein die Daten, die ihr zur Verfügung gestellt würden.  Was ihm dagegen Sorge bereite, sei, dass es mittlerweile möglich sei, Menschen zu Handlungen zu bewegen, die ihr Verstand eigentlich nicht zulasse. Sie sei es beispielsweise bereits möglich aus einer Entfernung über den halben Erdball durch maschinelle Techniken und externe Impulse Menschen zum Knopf drücken zu bringen, ohne dass sie es bewusst wollten, so der Informatiker.

Auch im Hinblick auf den technologischen Abstand zwischen Firmen in den USA, in Europa und China warb er für mehr Optimismus. So sei deutsche und europäische Medizingerätetechnik nach wie vor auch dank Informatik führend auf der Welt.

Bürgermeister Benjamin Tschesnok hatte die vielen Gäste eingangs begrüßt und zum Abschluss Professor Wahlster ein Getränk mitgegeben, das Konrad Zuse schon sehr geschätzt habe, den Excelsior von Aha.  Auch Professor Wolfgang Karl, Vorsitzender der Konrad-Zuse-Gesellschaft, freute sich, dass dieses Thema bei den Zuhörern auf so viel Interesse stoße. Er erinnerte daran, dass der Hünfelder Konrad Zuse an Anfang dieser Revolution gestanden habe.