Robuster Arbeitsmarkt

Trotz der Krisen erweist sich der Arbeitsmarkt in Osthessen als ausgesprochen robust. Wie Waldemar Dombrowski, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Fulda/Bad Hersfeld-Rotenburg, und sein Stellvertreter Horst Kramer im Rahmen der Jahrespressekonferenz im Hünfelder Rathaus erläuterte, hat der Arbeitsmarkt mit einer Erwerbslosenquote von 2,9 Prozent bereits wieder Vor-Corona-Niveau weitgehend erreicht. In Hünfeld und im Hünfelder Land könne mit einer Erwerbslosenquote von 2,2 % im Jahresschnitt sogar von weitest gehender Vollbeschäftigung gesprochen werden.
Als Gastgeber der Pressekonferenz im Hünfelder Rathaus betonte Hünfeld Bürgermeister Benjamin Tschesnok, dass Hünfeld und das Hünfelder Land einen Anteil an den insgesamt guten Zahlen in der Region hätten. Die Region habe durchaus Anlass, mit Optimismus in die Zukunft zu blicken. Er machte das fest an der Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums von Tegut im Sommer mit über 800 Arbeitsplätzen, aber auch dem neuen geplanten Verteilerzentrum von DHL, durch das sich die Zahl der Arbeitsplätze in Hünfeld gegenüber dem bisherigen Standort voraussichtlich verdoppeln wird. Wichtig für die Stabilität Hünfeld sei auch die Situation als Behördenstandort. Hünfeld habe allein mehr als 1000 Beamte, die in keiner Statistik der Arbeitsagentur auftauchten, da sie nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt seien. Insgesamt nähere sich die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Hünfeld beispielsweise durch die Erweiterung der Bundepolizei oder die Pläne der HZD der Zahl von 2000.
Erfreulich aus Sicht des Arbeitsagenturchefs Dombrowski ist auch der Rückgang an Arbeitslosen unter 25 und über 60. Die Zahlen wären noch besser gewesen, wenn nicht im vergangenen Jahr zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine neu auf den Arbeitsmarkt gekommen wären. Die Erhebung der Agentur für Arbeit bestätigen eine Erkenntnis, betonte Dombrowski, dass eine gute Ausbildung die beste Garantie gegen Langzeitarbeitslosigkeit sei. 60 % der gemeldeten Arbeitslosen hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung. Umso wichtiger seien Instrumente der aktiven Arbeitsmarktförderung. Im vergangenen Jahr seien allein 41 Frauen und 35 Männer umgeschult worden um dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können. Weitere 170 Menschen wurden durch betriebliche Einstellungshilfen wieder in das Erwerbsleben eingegliedert.
Erstaunlich für die Region sei der hohe Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Fulda. Dieser sei von 2019 mit 94.241 bis zum Berichtsjahr auf 97.416 gewachsen. Sorgen bereiten dem Agenturchef allerdings die Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt. Immer weniger Betriebe könnten ihre Ausbildungsstellen besetzen. Im Sommer 2023 stehen allein im Landkreis Fulda 1740 gemeldete Ausbildungsplätze zur Verfügung. Dies bedeutet, dass auf einen Bewerber zwei Lehrstellen kommen, so Dombrowski.
Die robuste Situation auf dem Arbeitsmarkt lässt den Agenturchef dennoch hoffnungsvoll auf das Jahr 2023 blicken, in das die Region mit einigen Risiken gehe. Die hohe Inflation, die gestiegenen Energiekosten und Zinsen aber auch nach wie vor vorhandene Lieferkettenprobleme, die kaum zu kalkulierende politische Lage in Europa und der wachsende Fachkräftemangel stellten viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Allerdings bietet das neue Jahr auch vielfältige Chancen mit robusten wirtschaftlichen Branchen in der Region und der anhaltend hohen Beschäftigung sowie vielen öffentlichen Investitionen. Viele Betriebe hielten gerade auch in schwierigeren Zeiten ihre Fachkräfte, weil sie zunehmend erkannt hätten, welchen Wert sie für die Entwicklung des Unternehmens hätten. Außerdem müssten alle Anstrengungen unternommen werden, auch aus vorhandenen Personalressourcen zu schöpfen. Es gehe darum, die ungelernten Beschäftigten weiter zu qualifizieren um die Lücken bei Fachkräften schließen zu können.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Erwerbslosenquote sogar sehr deutlich um 7,2 % im Jahresdurchschnitt zurückgegangen. Mit diesen Zahlen und nimmt die Region einen absoluten Spitzenplatz ein. Bundesweit liegt die durchschnittliche Arbeitslosenquote bei 5,3, in Hessen bei 4,8 Prozent.